Full House: Design bei Stefan Diez im MAKK in Köln
Nach der Tefaf in Maastricht habe ich einen Zwischenstopp in Köln gemacht, um mir die vielgelobte Ausstellung des Designers Stefan Diez im Kölner Museum für angewandte Kunst anzusehen, von der ich hier gerne berichten möchte.
Der Designer als Ausstellungsmacher?
Die Ausstellung, die vom Designer Diez selbst kuratiert und entwickelt wurde, deckt seine Entwurfshaltung auf und erklärt die entscheidenden Schlüsselmomente im Rahmen des Entwicklungsprozesses von Möbeln, Leuchten, Accessoires und anderen Alltagsgegenständen. Können und sollen Designer die Präsentation ihrer Werke und ihrer Arbeitsweise im musealen Kontext überhaupt selber übernehmen? Die schwierigen Sonderausstellungsräume des Kölner Museums machen es keinem Ausstellungsmacher leicht. Besonders schwer ist dabei eine zusammenhängende Ausstellung über drei Stockwerke als Gesamtkonzept zu präsentieren.
Dennoch ist es dem Diez Office gelungen, eine gute Ausstellung zu machen, auch wenn die Zusammenhänge zwischen den gezeigten Objekten nicht immer nachvollziehbar sind. Die Präsentation wirkt zum Teil beliebig, ohne auf die Wirkung der Objekte zu achten. In der Mitte der Ausstellung ist viel ungenutzter Freiraum, mit einer alleinstehenden Werkbank, während die Rückseite der Ausstellung an die abschließende Glaswand des Raumes gequetscht wird. Der Ausstellung hätte auch mehr Werkstattcharakter gut getan, um das Konzept der Ausstellung stärker hervorzuheben.
Solide Ausbildung
Der gelernte Schreiner, Richard Sapper Schüler und ehemalige Konstantin Grcic Mitarbeiter eröffnete vor circa 15 Jahren sein eigenes Studio im kreativen Münchner Glockenbach Viertel. Durch seine Ausbildung zum Schreiner verfügt Diez neben dem gestalterischen Können über eine besondere Kenntnis des technischen Entwicklungsprozess eines Möbels. Das erlernte Handwerk dient als Basis seines Schaffens und der Entwicklung neuer Gestaltungs- und Herstellungsprozesse.
Immer auf der Suche nach neuen Lösungen
Der mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Stefan Diez blickt über konventionelle Ansätze im Design hinaus und findet überraschende Lösungen. Ein Stuhl, der wie eine Autokarosserie konstruiert ist, LED-Leuchten, deren Glaskörper als Lichtleiter dient, hauchdünnes japanisches Porzellan für ein Tischservice oder ein Regalsystem, das sich zu einem raumbildenden System auswächst, sind nur einige Beispiele aus dem reichhaltigen und überraschenden Portfolio des Designers.
Den Entsthehungsprozess nachvollziehbar machen
Im Fokus der Ausstellung steht der jeweils entscheidende Augenblick im Entstehungsprozess von Möbeln, Leuchten, Accessoires und Industrieprodukten. Sie werden im MAKK in einzelnen Zellen präsentiert, die zu einer raumfüllenden Ausstellungsarchitektur verbunden sind und jeweils Einblicke in technische, konstruktive oder konzeptionelle Schlüsselmomente geben sollen.
Die Werkschau umfasst die Zeitspanne der letzten 15 Jahre und zeigt mit internationalen Preisen ausgezeichnete Projekte. Neben Leuchten, Möbeln und Alltagsgegenständen, die Stefan Diez für Hersteller wie e15, Thonet, Hay, Wilkhahn und emu entwarf, sind laufende Entwicklungen wie die Leuchten Guise für Vibia, den Tisch Bandit für e15 sowie die Stühle D1/D2 für Wagner zu sehen. Ein eigener Abschnitt widmet sich den unveröffentlichten Projekten, die nicht in Serie produziert wurden.
Die Ausstellung wird bis zum 11.Juni 2017 gezeigt und wer Interesse an industriellen Herstellungsprozeßen hat, sollte sich die Zeit nehmen und diese geglückte Ausstellung ansehen.
Viel Vergnügen wünscht, eure Anna