Die angesehenste und renommierteste Messe für Kunst und Antiquitäten ist am letzten Wochenende in Maastricht eröffnet worden und lädt noch bis zum 19.03.2017 zu einem Besuch ein. Als Antiquitäten- und Kunstliebhaberin bin ich am letzten Wochenende auf die Messe gegangen und möchte anhand einiger Beispiele von meinen Eindrücken berichten.
DIE BLUMENINSTALLATION IM ENTREE
Bereits im Eingangsbereich wartet die Messe mit einer besonderen Attraktion auf, die von den Besuchern sofort begeistert fotografiert wird. Eine riesige aber gleichzeitig dennoch zarte Blumeninstallation scheint von der Decke herunterzuschweben, schmückt das Entree und stimmt gekonnt auf die Schätze der Messe mit ihren 270 Teilnehmern aus unterschiedlichen Nationen ein. Exquisite Blumen-Bouquets werden auch in den Ausstellungshallen zum ständigen Begleiter der Besucher – ein Markenzeichen der Maastrichter Messe.
ÜBER TAUSEND JAHRE KUNSTGESCHICHTE
Die TEFAF ist weltweit die einzige Kunst- und Antiquitätenmesse, die auf höchstem Niveau die Kunstgeschichte durch sieben Jahrtausende repräsentiert. Sie ist Anziehungspunkt für kompetente Sammler und für Museumskuratoren und wird oft als „die Messe der Reichen und Schönen“ bezeichnet. Die Qualität der Stände ist so hoch, dass nahezu jede Koje zum Museum auf Zeit wird. Dies rechtfertigt auch den Eintritt von 40€.
JUGENDSTIL AUS WIEN
Wolfgang Bauer bietet seit mehr als 30 Jahren in seiner Galerie bel etage, in der Wiener Innestadt nahe der Oper gelegen, eine reichhaltige Auswahl aus erlesenen Kunstobjekten des Wiener Jugendstils. In seinem Stand zeigt er neben anderen herausragenden Stücken einen wunderbar schlichten Schreibschrank von Mauritius Herrgesell, sowie zwei herausragende Stühle von Josef Urban.
MAURITIUS HERGESELL, SCHREIBSCHRANK
Der 1908 in Wien geborene Herrgesell wurde bei Josef Hoffmann zum Architekten ausgebildet und führte danach die renommierte Werkstatt seines Vaters am Stephansplatz gegenüber des Stephansdom. Dieser Schreibschrank aus massiver Eiche und Furnier wurde 1908 in dieser Werkstatt hergestellt.
JOSEF URBAN, STÜHLE
Josef Urban, 1872 in Wien geboren, war Architekt, Innendekorateur, Maler, Bühnenbildner, Ausstellungsgestalter und Illustrator. Gründungsmitglied des Hagenbundes, dessen Präsident er von 1906 bis 1908 war. 1911 übersiedelte er in die USA, wo er Ausstattungsleiter der Boston Opera und der Metropolitan Opera wurde. 1922 leitete er die New Yorker Filiale der Wiener Werkstätte. Wolfgang Bauer bietet zwei aufwändig gestaltete Stühle, zwei Spitzenwerke der Wiener Werkstätten, zum Verkauf an.
MACAUX AUS BRÜSSEL
Die durch ihre Schlichtheit betörenden weißen Jugendstilmöbel von Koloman Moser für die Berliner Wohnung der Stoneborow-Wittgensteins bilden das Highlight des Brüsseler Kunsthändlers Yves Macaux.
Wer ein Jahrzehnt weiter in der Kunstgeschichte wandern möchte, sollte anschließend zu Ulrich Fiedler gehen.
BERLINER KUNSTHANDEL – ULRICH FIEDLER
Ulrich Fiedler ist nach 22 Jahren in Köln 2009 mit seiner Galerie nach Berlin in die Mommsenstrasse gezogen. Möbel der klassischen Moderne sind sein Spezialgebiet. Im Jubiläumsjahr von De Stijl stellt er exklusive Exponate dieser holländischen Künstlerbewegung zusammen, die Designgeschichte erzählen. Schon die Präsentation der Möbel ist auf der Messe einzigartig. Fiedler hat sich bei der Messeleitung erfolgreich durchgesetzt und auf den in allen Kojen präsenten flauschigen Teppichboden verzichtet. Der rauhe Untergrund des Messehallenbodens kontrastiert gekonnt mit den Vintageoberflächen der De Stijl Möbel, die auf schlichten weißen Sockeln stehen.
GEORGES VANTONGERLOO
Auf der Tefaf zeigt Fiedler als Highlight einen einzigartigen Tisch des de Stijl Künstlers und Architekten Georges van Tongerloo, den er für sich selbst entworfen hat. In seinem konstruktivem Aufbau und seiner schwarz, weiß, grauen Farbigkeit ist er das perfekte Pendant zu den Kunstwerken von De Stijl.
GERRIT RIETVELD
Gerrit Rietvelds raffiniertes Sideboard aus den 30er Jahren besticht durch seine Einfachheit. Ein Zeugnis der Moderne aus weiß lackiertem Holz und Glas, dessen Pendant im Berliner Bröhan-Museum zu sehen ist.
PRALINEN ALS DESERT?
Mit diesen Bildern möchte ich schließlich meinen Rundgang beenden und ich hoffe, ich habe euch einen Eindruck von dieser beindruckenden Messe vermitteln können, auf der wie fälschlicherweise angenommen nicht nur die „Reichen und Schönen“ fündig werden, sondern auch die „Kleinen und Süßen“.
Wünsche viel Vergnügen, eure Anna.