Wie ich bereits berichtet habe, wird an diesem Freitag 27.1.2017 die 7. Design Börse Berlin am Ostbahnhof in der Galeria Kaufhof eröffnet. Es werden jede Menge Antiquitäten und Design zu bestaunen sein. Dabei werden viele Besucher u.a. den Stoff für alle Fälle, zeitlos schöne Objekte aus Kunststoff, in Händen halten oder in Form von Möbeln, Lampen, Schmuck uvm. wieder finden.
Doch aus was bestehen diese schönen, oft auch nützlichen Objekte? Inwiefern kann man Kunststoffe von natürlich gewachsenen Stoffen unterscheiden? Ich bin eine passionierte Flohmarktgängerin, und ich werde oft mit absurden Aussagen und Zuschreibungen von Händlern oder Besuchern konfrontiert. Dies hat mich dazu bewegt, euch einen kleinen Einblick in die Welt der Kunststoffe und des Elfenbeins zu geben. Einige nützliche Tipps, die die Erkennung und Zuschreibung erleichtern, ergänzen diesen Beitrag.
Die große Vielfalt der Kunststoffe
Mit diesem Beitrag versuche ich einen kleinen Einblick in die große Vielfalt der Kunststoffe zu ermöglichen. Selten sind die schönen Stücke dabei sorgfältig geprüft und zeitlich zugeordnet. Auf solche Zuschreibungen kann man sich eigentlich nur bei einem Auktionshaus wie etwa Quittenbaum München verlassen. Um einen Fehlkauf zu vermeiden, ist es von Vorteil über eine gewisse Materialkenntnis zu verfügen.
Anhand von leicht anwendbaren Tipps versuche ich eine schnelle Materialzuweisung zu ermöglichen, die eine endgültige Zuordnung durch einen Labortest aber nicht ersetzen kann.
Elfenbein? Bein? Perlmutt? Oder Celluloid?
Das Elfenbein erlebte Ende der 20´er Jahre im Art Déco sowohl in der Möbelherstellung als auch in der Schmuckproduktion einen großen Boom. Das wertvolle, aber auch ethisch bedenkliche Elfenbein wurde aufgrund der hohen Nachfrage durch Cellulosenitrat ersetzt. Cellulosenitrat, auch unter seinem Handelsnamen Celluloid bekannt, war durch seine milchige Farbe, seine leichte Färbbarkeit und seine Stabilität sehr beliebt. 1870 durch John W. Hyatt in den USA entwickelt, war es ein vielseitiger Kunststoff und zählte zu den ersten biologischen, thermoplastischen Massenkunststoffen. Celluloid konnte man aussehen lassen wie Horn, Elfenbein, Schildpatt, Perlmutt, und Koralle, wobei es fernab jeden Imitats auch seine eigene Schönheit entfaltete und vorallem in der Schmuckproduktion verwendet wurde.
Wie echtes Elfenbein von Imitationen unterscheiden?
Das Elfenbein hat eine ganz eigene, kreuzförmig verlaufende leichte Maserung, die vor allem unter einer Lupe sichtbar wird. Das handelsübliche Bein, das meistens aus Knochen anderer Tiere besteht, weist diese Maserung nicht auf. Beim Celluloid – Elfenbeinimitat ist es aber gelungen die Elfenbein – Maserung nachzubilden. Meistens zeigt sie sich aber in parallel verlaufenden, nicht gekreuzten Linien.
Schellack
Schellack ist ein biopolymeres Harz, das bei der Möbelherstellung seit dem Barock verwendet wird. Natürlicher Schellack, wird von Lackschildläusen (Keria lacca), die in Indien auf dem Malabar Lackbaum leben, produziert. Seit 1856 ist Schellack thermoplastisch verarbeitbar und wurde, mit Füllstoffen versehen, für die Herstellung von Kästchen, Bilderrahmen, Dosen, Spiegelfassungen und natürlich den Schellackplatten benutzt.
Jean Dunand gilt als einer der wichtigsten Vertreter für traditionelle, hochkomplizierte Lackarbeiten des Art Déco im japanischen Stil. Sehr beliebt ist Schellack auch als Furnierschutz. Die Oberflächen werden dabei aufwendig mit Schellack überzogen, wie beispielsweise hier bei einem Biedermeier Sekretär oder Louis-Philippe-Mahagoni Tisch auf oldthing.
Bakelit
1910 wurde in Berlin-Erkner der erste vollsynthethische Kunststoff durch Henry Baekeland vorgestellt und das Kunststoffzeitalter eingeläutet. Bakelit ist ein Phenolharz, das aus dem Phenol des Steinkohlenteers und aus Formaldehyd besteht. Als Isolierstoff ermöglichte es das Aufblühen der Elektroindustrie und war vor allem für den Maschinenbau unentbehrlich. Bakelit wurde gegossen und als Edelkunstharz mit unterschiedlichen Pigmentbeimischungen farbenfroh oder mit Holzmehl und anderen Füllstoffen versehen in dunkler, schwarz-brauner Farbe gepresst bekannt. Wie beispielsweise bei dem Silberstift oder Samowar mit Bakelitgriffen.
Viele als Bakelit angepriesene Kunststoffe bestehen aber meistens nicht aus Bakelit, sondern aus moderneren Kunststoffen.
Wie kann ich Bakelit von anderen Kunststoffen unterscheiden?
Mit einem feuchten Tuch leicht über den Kunststoff reiben. Es löst sich dadurch das Formaldehyd aus dem Bakelit und riecht intensiv danach.
Freue mich über zahlreiche Fragen und weitere Anregungen, die ihr gerne an mich richten könnt. Eure Anna