SITZEN, LIEGEN, SCHAUKELN – Vom Thron zum Stuhl wie wir ihn kennen

Letztens habe ich eine interessante Radiosendung über die Entwicklung des Stuhls gehört, der mich zu diesem Beitrag inspiriert hat.  Der Stuhl, der sich vom Thron ausgehend entwickelte, war zunächst nur den Fürsten und später dem Adel vorbehalten. Alle anderen mußten auf dem Boden sitzen. Erst viel später durch die Liberalisierung der Gesellschaft hat sich der Stuhl als Sitzgelegenheit für die Allgemeinheit durchgesetzt. Heute möchte ich euch anhand einiger interessanter antiker Stühle, die auch gekauft werden können, die Entwicklung des Throns zum Stuhl und der Weiterentwicklung  zur Bank und zum verspielten Schaukelstuhl zeigen.

ANTIKE VORBILDER

Durch die erfolgreichen Ausgrabungen im 16.Jh. konnten die Zeitläufte erstmals visuell dargestellt werden. Unter den zahlreichen, sofort in Mode gekommenen Ausgrabungsstücken waren auch Vasen oder Glasschnitzereien mit Abbildungen, die Möbel in römischem oder griechischem Stil darstellten. In Anlehnung an einen römischen Armlehnstuhl, entstand dieses Möbel im 19. Jahrhundert in der Gründerzeit.

Von römischen Vorbildern inspirierter Entwurf
Von römischen Vorbildern inspirierter Entwurf

ELEGANZ IM KLASSIZISMUS

Nach der Renaissance und dem Barock, die stilistisch vor allem der römischen Antike folgten, kam der Klassizismus mit der Rückbesinnung auf die griechische Antike. Im Klassizismus setzten sich, wie bei den Stuhlbeinen der abgebildeten klassizistischen Stühle zu sehen, elegantere Formen, angelehnt an die griechische Architektur durch .

GEMÜTLICHES BIEDERMEIER

Die Liebe zur Antike im Klassizismus hatte ihr bürgerliches Pendant im Biedermeier und wurde vom auch wirtschaftlich aufstrebendem Bürgertum, anders als im Klassizismus, in kleineren Wohnräumen, im Kreise der Familie und der guten Stube, gelebt. Der durchdacht gestaltete Stuhl wurde ein Massenphänomen.

DER BAUERNSTUHL

Schließlich hielt der gestaltete Stuhl auch auf dem Land Einzug und wurde als robustes und rustikales Möbel gebaut, das idealerweise mehrere Generationen halten sollte. Im Zeitalter der Industrialisierung dienten solche Stühle der Arts & Crafts Bewegung als Vorbild. Der herzförmige Ausschnitt in der Lehne zum Beispiel ist ein immer wieder kehrendes beliebtes Motiv, das auch bei Arts & Crafts Stühlen verwendet wurde.

ÄGYTENLIEBE IM JUGENDSTIL

Bugholzstühle, auch Kaffehausstuhl

Ende des 19. Jahrhunderts gelang den Archäologen mit den Ausgrabungen im ägyptischen Tal der Könige eine Sensation, die ganz Europa in ihren Bann zog und viele Bereiche der Gestaltung beeinflusste. Eine euphorische Begeisterung für Ägypten erfasste den europäischen Kontinent. Das Besondere und damals Einzigartige dieser Ausgrabung war, neben goldenen Schmuckstücken und weiteren herausragenden Exponaten, vor allem die sehr gut erhaltenen Möbel, die schließlich auch die Gebrüder Thonet zu ihrer Möbelproduktion mit Bugholz inspirierten. Die leichten Bugholz Thonet-Möbel: Stühle, Bänke und vieles mehr waren sehr beliebt und konnten kostengünstig in großen Mengen produziert werden und läuteten eine einschneidende Erneuerung in der Möbelproduktion ein.

Die Bank oder der Diwan wurde durch die aufkommende Orientliebe salonfähig.

 

Wittmannbank, Fledermausstil, aus Bugholz

 

 

 

Schaukelnde
Schaukelnde

 

 

Thonet Schaukelstuhl aus Bugholz
Thonet Schaukelstuhl aus Bugholz

 

DER SCHAUKELSTUHL

Der Schaukelstuhl, der zum spielerischen Verweilen einlädt, war äußerst beliebt und eroberte  Film-Interieurs und auch, was weniger bekannt ist, die Puppenstuben der Kinder.

Ich hoffe, ich konnte euch einige interessante Aspekte zur Entwicklung der Stuhlproduktion aufzeigen. Falls ihr an einem dieser als Beispiel dienenden Stücke gefallen gefunden habt, könnt ihr diese auch erwerben.  Oder ihr stöbert nach noch mehr Antiquitäten und besucht das Antiquitätenportal von oldthing.