DIY (Do it your self) im Bröhan-Museum ?
Das Bröhan-Museum, ein Museum für Jugendstil, Art Déco und Funktionalismus in Berlin-Charlottenburg hat sein mittleres Stockwerk einem hochaktuellen, zeitgenössischem Thema gewidmet, dem DIY Design.
DIY bei gesellschaftlichen Umbrüchen
Die Ausstellung bietet einen historischen Überblick über die Entstehung und Entwicklung des DIY, dessen Ursprünge bis ins 19. Jahrhundert zurückreichen, und das als Reaktion auf die Industrialisierung entstanden ist. Den Anfang bildet die Arts and Crafts Bewegung (Kunst und Handwerk), die in England als Gegenbewegung zur seriellen Produktion entstand und zahlreiche europäische Länder und den amerikanischen Kontinent beeinflußte.
DIY als erfolgreiche Geschäftsidee?
Als deutscher Jugendstilgestalter war Richard Riemerschmid stark von der Arts and Crafts Bewegung beeinflusst. Später entwarf er das Maschinenmöbel-Programm, das soweit wie möglich mit Maschinen produziert werden sollte. Nach Riemerschmids Konzept sollten sie zerlegt gekauft und vom neuen Besitzer selbst zusammengebaut werden. Die Selbstmontage ist die einfachste Möglichkeit, den Benutzer an der Fertigung der Möbel zu beteiligen. Hier verbindet sich eine DIY-Idee mit wirtschaftlichen Aspekten wie der eingesparten Endmontage und günstigeren Lagerkosten. Gestalter wie Ferdinand Kramer und Enzo Mari griffen diese Anregung später auf und IKEA machte sie sehr erfolgreich zur Geschäftsidee.
DIY als Antwort auf Wirtschaftskrisen!
Das DIY als Folge der Wirtschaftskrise in den 20´er Jahren, hat weitere zahlreiche DIY Design Entwicklungen nach sich gezogen. So hat z.B. Erich Dieckmann mit seinen Möbelentwürfen für das Neue Frankfurt, oder Gerrit Rietveld in Holland mit seinen De Stijl Möbeln aus Transportkisten oder Ferdinand Kramer in Amerika mit seinen leichten mobilen Möbeln zum DIY beigetragen.
Enzo Mari, zunächst ein Künstler der Arte Programmata greift diesen Gedanken Ende der 60ér Jahre auf und stellte einfache Möbel für den kleinen Geldbeutel zum Selberbauen her. Die Anleitungen wurden, wie es auch Jahre zuvor bei Gerrit Rietveld bereits der Fall gewesen ist, in einem Buch publiziert und öffentlich gemacht.
DIY und der soziale Aspekt!
Aktuell hat die Initiative CUCULA in Berlin-Kreuzberg die Entwürfe Enzo Maris aufgegriffen und setzt seine Ideen mit selbstgebauten Möbeln um. Wie bei den Möbeln des Neuen Frankfurt Anfang der 20´er Jahre bei Erich Dieckmann, spielt der soziale Aspekt dabei eine besondere Rolle . Im Fall von Cucula werden die Möbel nur nicht von Arbeitslosen, sondern von Geflüchteten zusammengebaut, die damit eine Aufgabe erhalten und sich besser in die Gemeinschaft integrieren können.
DIY und das Internet
Weitere Anleitungen für den Nachbau von Möbeln bietet Van Bo Le-Mentzel mit seinen Hartz IV Möbeln und publiziert diese ganz zeitgemäß im Internet. Der Berliner Architekt Le-Mentzel hat eine Reihe von billig und einfach herstellbaren Möbeln zum Selberbauen entworfen. Über seinen Blog kann man sich die Bau- pläne kostenlos herunterladen und Le-Mentzel fordert ausdrücklich dazu auf, die Möbel selbst weiter zu entwickeln und seine eigenen Ideen künstlerisch zu interpretieren.
„Konstruieren statt konsumieren“ ist Van Bos Motto, durch das er jeden dazu aufrufen möchte, selbst tätig und kreativ zu werden. Design ist damit nicht mehr das Können und Wissen eines einzelnen, sondern soll sich durch die Schwarm-intelligenz ständig verändern und erneuern. Seine Aufgabe sieht er dabei
als Inputgeber für die Crowd. „Du gibst mehr – Du bekommst mehr.“
Diesem Prinzip der Karma Economy folgend, versucht Van Bo über die Gestaltung auch Gesellschaftsstrukturen zu verändern.
Die DIY Design Ausstellung
Die Reihe der renommierten Gestalter, die DIY-Objekte entwarfen, ist lang. In der Ausstellung werden etwa 100 Werke von Gestaltern wie beispielsweise Richard Riemerschmid, Gerrit Rietveld, Erich Dieckmann, Ferdinand Kramer, Enzo Mari, Peter Raacke, Van Bo Le-Mentzel, Jerszy Seymour, Stéphane Barbier Bouvet, mischer‘traxler oder auch von der Initiative CUCULA gezeigt.
DIY Design im Bröhan-Museum nur bis Ende Januar
Wer diese hochaktuelle Ausstellung noch sehen möchte, muss sich beeilen, da sie nur noch bis zum 29.01.2017 zu sehen sein wird.
Wofür steht das DIY Design heute?
DIY ist momentan so angesagt, weil es den individuellen Charakter betont und als Gegenhaltung zum Massenkonsum verstanden wird. Im Internet wimmelt es nur so von DIY Ideen und Anleitungen. Leider sind dabei der Gedanke und die dadurch entstandenen Projekte und Produkte, die tagtäglich im Internet gepostet werden, selbst zum Kommerz geworden.
DIY auf der Design Börse in Berlin
Aber es gibt auch viele Lichtblicke wie u.a. Petra Schultzes Lampenentwürfe, raffinesse-tristesse , die neben den Designikonen auf der Design Börse Berlin, vom 27.1.-29.01.2017 zu sehen sein werden.
Genau das ist nämlich auch das Ziel der Berliner Design Börse: Neben gutem klassischen Design, interessantes, aussergewöhnliches und zeitgenössisches, junges Design auszustellen.
Mein Tipp: Ende Januar ein Designwochenende einplanen
Wer es noch nicht geschafft hat, die DIY Ausstellung im Bröhan-Museum zu sehen, sollte es bis zum 29.01.2017 nachholen und die Design-Börse Berlin, die vom 27.1.-29.1.2017 stattfinden wird, an diesem Wochenende mit einplanen.
Wer gerne nachsehen möchte, zu welchem Preis der Riemerschmid Schrank bei der letzten Auktion im Auktionshaus Dannenberg angesetzt und verkauft wurde, kann gerne auf meinen Beitrag Neue Auktion!In neuem Gewand! gehen oder im Onlinekatalog des Auktionshauses nachsehen.
Viel Spaß auf der Börse und in der Ausstellung
wünscht euch eure Anna
Ein Gedanke zu „DIY Design im Bröhan Museum“